Für die Spindoctors der SRF Tagesschau sind Fakten entbehrlich. Nun ist eine Story, die rein auf Vermutungen basierte, geplatzt. Der Kronexperte entschuldigt sich und streut Asche auf sein Haupt.
Eine «national bekannte Persönlichkeit», die später als Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission identifiziert wird, wurde entführt und wieder freigelassen. Am Ende sind der Geiselnehmer und seine Begleiterin tot.
Das waren die wenigen bekannten Fakten. Mehr brauchten die Spindoktors von SRF nicht. «Man weiss es nicht, ob Verschwörungstheoretiker involviert sind, aber der Verdacht liegt nahe.», lassen die Verschwörungspraktiker vom Dienst das Publikum wissen. Es brauchte nur noch einen «Experten», der die These kommentiert und ihr damit Glaubwürdigkeit verschafft. Bei SRF hält man es mit Plutarch, bei dem es bekanntlich heisst: «Calumniare audacter, semper aliquid haeret» – «Verleumde nur dreist, irgendetwas bleibt immer hängen!».
Extremismus-Forscher Marko Kovic war umgehend zur Stelle und lieferte prompt einige knackige Zitate: «Das Ereignis schockiert, aber überrascht mich nicht.»
Aussagen des Entführungsopfers Christoph Berger brachten die These und damit Kovics Expertise rasch zum Einsturz. Im Gegensatz zu SRF gestand dieser seinen Fehler inzwischen ein. Auf Twitter schrieb er «Am Samstag habe ich bei SRF Christoph Bergers Entführung in Zusammenhang mit verschwörungsideologischer Radikalisierung gebracht. Das war falsch. Ad hoc Schlussfolgerungen bei unklarer Informationslage sind kontraproduktiv. Sorry.»
Wäre es den Verantwortlichen der Tagesschau um Fakten gegangen, hätten sie innert Sekunden herausfinden können, dass in sozialen Medien zwar ein Hashtag #BergerMussWeg existiert, dass dieser aber von Personen in die Welt gesetzt wurde, die rigorosere Corona-Massnahmen fordern. Also gerade nicht von so genannten «Verschwörungstheoretikern».
Es ist unbestreitbar, dass die politische Debatte in den letzten Monaten und Jahren an Gehässigkeit zugenommen hat. Hüben wie drüben schwindet die Bereitschaft, die Gegenseite anzuhören. In diesem Klima wäre es die Aufgabe eines staatlich finanzierten Mediums, etwas zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses beizutragen. Doch bei SRF ist man lieber selbst Partei und beteiligt sich an politischen Grabenkämpfen. Indem SRF eine Welt in schwarz und weiss zeichnet, nimmt es Gewalt nicht nur in Kauf, sondern leistet ihr sogar Vorschub.
Konkret macht sich SRF so zum Teil eines Shitstorms, der niemandem nützt. Das ist vor allem dann verwerflich, wenn Kovics Thesen zutreffen sollten. Er sagt unter anderem: «In den letzten zwei Jahren haben wir in der Schweiz eine intensive Radikalisierung erlebt, auch online. Deshalb ist es nicht überraschend, dass es zu einer Gewalttat übergeschwappt ist.» Wenn das stimmt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu weiteren Gewalttaten kommt. In diesem Fall ist es geradezu verbrecherisch, mit derart reisserischen Beiträgen und eindeutigen Schuldzuweisungen das Klima anzuheizen. Wer feststellt, dass es brennt, und dann noch Öl ins Feuer giesst, handelt kriminell und gefährdet die öffentliche Sicherheit.