Jetzt erst recht! – Die Klima-Alarmisten treten die Flucht nach vorn an

Wer in eine peinliche Situation geraten ist, weil er beispielsweise der Lüge und Schummelei überführt worden ist, schämt sich normalerweise. Es gibt aber auch Fälle, in denen genau gegenteilig reagiert wird. Etwa in der Debatte um den Klimawandel, wo sich eine ganze Kaste von Wissenschaftern weigert, Fehler einzugestehen und stattdessen zu einem neuen Angriff rüstet.

Als 1986 etwa bekannt wurde, dass der österreichische Präsidentschaftskandidat Kurt Waldheim in seiner kurz zuvor erschienenen Autobiographie bezüglich seines Verhaltens während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs gelogen hatte, und er entgegen seiner Behauptung doch in die Deportation von Juden involviert war, lautete die Devise plötzlich: «Jetzt erst recht! Kurt Waldheim!» Die Strategie hatte Erfolg. Waldheim war bis 1992 Bundespräsident.

«Gerade weil wir es nicht wissen…»

Auch bei den Klima-Alarmisten scheint man auf diese Strategie zu setzen. Nachdem man sich bisher als unfähig erwiesen hatte, Beweise, die einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten, für eine vom Menschen verursachte Klimaerwärmung zu liefern, und seit „Climategate“ erwiesen ist, dass die Öffentlichkeit gezielt hinters Licht geführt worden ist, findet sich von Reue und Einsicht keine Spur. Im Gegenteil. Im Verbund mit ihnen geneigten Journalisten drehen die Alarmisten den Spiess um.

Leider sind insbesondere «Qualitätsmedien» vor diesem Kampagnenjournalismus nicht gefeit. So titelte der britische „Economist“ in seiner letzten Ausgabe im Leitartikel: «Massnahmen zum Klimaschutz sind gerechtfertigt – nicht weil die Wissenschaft ihrer Sache sicher ist, sondern gerade weil sie es nicht ist.» («Action on climate is justified, not because the science is certain, but precisely because it is not»). Eine solche Argumentation driftet ins Metaphysische und verschliesst sich jeder rational vorgebrachten Kritik.

Das ist das Ziel der Alarmisten. Sie suchen nicht den wissenschaftlichen Disput. Sie wollen Geld. Alleine an der ETH beschäftigen sich 1000 Personen mit dem Klima. Diese wollen bezahlt sein. Dafür nehmen sie selbst die Abkehr vom Empirismus in Kauf. Die – immer vorläufigen – Erkenntnisse sollen nicht mehr aus der Sinneserfahrung, der Beobachtung oder dem Experiment abgeleitet werden, sondern haben politischen Opportunitäten zu folgen. Plötzlich wird die «behauptete Erwärmung» über die «gefühlte Kälte» gestellt. «Climategate» brachte nicht an den Tag, dass Fehler gemacht wurden. Fehler gehören nun einmal zur wissenschaftlichen Arbeit. Manchmal bringen sie die Wissenschaft sogar erst weiter. Doch im Zuge der Enthüllungen kam ans Licht, dass sämtliche entdeckte Fehler eines gemeinsam hatten: Sie dienten der Argumentation der Alarmisten, was «nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge und nach der allgemeinen Lebenserfahrung» nur mit gezielten Betrügereien zu erklären ist.

Moritz Leuenberger und die Sturzfahrt

Auch die allgemeine Beweisregel, die auch in unserem ZGB verankert ist, wird auf diese Weise kurzerhand ausser Kraft gesetzt. Geht es ums Klima, ist es plötzlich nicht mehr so, dass derjenige, der aus einer behaupteten Tatsache Rechte ableitet, das Vorhandensein dieser Tatsache zu beweisen hat. Man verlangt von der skeptischen Seite den Gegenbeweis, und setzt Massnahmen mit der Begründung um, dass es für vertiefte Abklärungen längst zu spät sei. Dass man mit dieser Masche erfolgreich sein kann zeigt das Beispiel von Moritz Leuenberger: In der berühmt, berüchtigten «Waldsterbedebatte» von 1985 rief er von Panik ergriffen in den Saal: «Es ist nicht fünf vor zwölf, wie einige uns weismachen wollen, sondern es ist längst zwölf Uhr gewesen. Die Sturzfahrt ist in den freien Fall übergegangen!»

Nichts, aber auch gar nichts, von dem, was damals an Horrorszenarien an die Wand gemalt wurde, ist eingetroffen. Der Wald wächst und gedeiht prächtig. Das einzige, was an die Hysterie von damals erinnert ist Tempo 80/120. Warum sollen wir den Alarmisten von heute Glauben schenken, wo doch offensichtlich ist, dass sie vor keinem Taschenspielertrick zurückschrecken?

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Erschienen in der „Schweizerzeit“ 7/2010